Ein zentrales Thema im Umgang mit Bitcoin ist die Frage der Verwahrung: Soll man seine Bitcoin selbst verwalten oder die Verantwortung lieber an einen Dritten abgeben, wenn es um Lightning-Wallets geht, die zum Bezahlen genutzt werden?
Selbst- oder Fremd-Verwahrung bei Lightning Wallets
Begriffsdefinition:
In der englischen Fachliteratur spricht man in diesem Zusammenhang von „Self-Custody“ (selbstverwahrt) und „Custodial“ (fremdverwahrt) bzw. regulatorisch von „unhosted“ und „hosted wallets“. Im Deutschen verwenden wir die Begriffe „Eigenverwahrung bzw. Selbstverwahrung“ und „Fremdverwahrung“.
Ein zentrales Thema im Umgang mit Bitcoin ist die Frage der Verwahrung: Soll man seine Bitcoin selbst verwalten oder die Verantwortung lieber an einen Dritten abgeben?
Beim Sparen mit Bitcoin – also mit On-Chain-Bitcoin – führt an der Selbstverwahrung kein Weg vorbei. Idealerweise nutzt man dafür eine Hardware-Wallet, bei der man selbst im Besitz des Seeds (also der Wiederherstellungswörter) ist. Nur so bleibt man tatsächlich im vollständigen Besitz seiner Bitcoin.
Anders sieht es aus, wenn man Bitcoin für alltägliche Zahlungen nutzen möchte. Dafür verwenden wir eine Bitcoin Lightning Wallet, meist über eine Smartphone-App. Da hier nur kleine Beträge zum Einsatz kommen – vergleichbar mit dem Bargeld in der eigenen Geldbörse – stellt sich die Frage: Muss auch hier unbedingt auf Selbstverwahrung gesetzt werden?
Oder kann es – gerade für Einsteiger – sinnvoll sein, eine fremdverwaltete Lightning-Wallet zu nutzen, die sofort einsatzbereit und besonders benutzerfreundlich ist? Das Risiko eines Totalverlusts ist bei kleinen Beträgen überschaubar, der Komfort dafür umso größer.
Schauen wir uns deshalb genauer an, worin sich selbstverwaltete und fremdverwaltete Lightning-Wallets unterscheiden – und für wen welche Lösung die bessere Wahl sein könnte.
YouTube Video: Eigenverwahrung oder Fremdverwahrung bei Bitcoin Lightning Wallets
Auf dem YouTube Kanal von Coincharge haben wir ein Video veröffentlicht mit dem Thema „Eigenverwahrung oder Fremdverwahrung bei Bitcoin Lightning Wallets„
Fremdverwaltete (Custodial) Lightning Wallets für Einsteiger
Der besondere Vorteil von Fremdverwahrung ist, dass diese Lightning-Wallets besonders nutzerfreundlich sind. Die Lightning Wallet App kann auf dem Smartphone eingerichtet werden und ist bereits nach wenigen Minuten einsatzbereit. Man kann sofort ein paar Sats darauf übertragen und damit bezahlen. Zusätzlich erhält man eine eigene Lightning-Adresse, über die man ganz einfach Bitcoin-Zahlungen über das Lightning-Netzwerk empfangen kann.
Coinsnap leitet Bitcoin-Zahlungen über diese Lightning-Adresse an die Bitcoin-Lightning-Wallet des Händlers weiter. Deshalb benötigen Coinsnap-Kunden eine Lightning-Wallet mit Lightning-Adresse, wie sie beispielsweise von der Wallet of Satoshi, der Blink- oder der Strike-Wallet angeboten wird.

Diese fremdverwalteten Lightning Wallets sind aufgrund ihrer einfachen Handhabung perfekt für Einsteiger geeignet. Da nur geringe Beträge darauf liegen, ist auch eine Verwahrung beim Anbieter der Lightning Wallet vertretbar. Du solltest aber niemals mehr Geld auf dieser fremdverwalteten Lightning-Wallet liegen haben, als du Bargeld im Portemonnaie hast.
Eigenverwaltete (Self-Custody) Lightning Wallets für Fortgeschrittene
Wer sich mit dem Lightning-Netzwerk und den Besonderheiten der Kanaleröffnung vertraut gemacht hat, für den empfiehlt sich die Verwendung einer selbst verwalteten Lightning-Wallet. Bei diesen Lightning Wallets erhält man einen eigenen Seed und hat somit jederzeit Zugriff auf seine Bitcoin, die sich auf der entsprechenden Lightning Wallet befinden.
Bei der ersten Einzahlung auf eine selbst verwaltete Lightning-Wallet verlangt der Anbieter einen höheren Einzahlungsbetrag, da er einen Kanal von seiner Wallet zu deiner Lightning-Wallet eröffnen muss. Diese Kanaleröffnung muss auf der Bitcoin-Blockchain bestätigt werden und kann deshalb bis zu einer Stunde dauern. Erst dann kannst du die Lightning Wallet dann vollumfänglich nutzen.

Leider unterstützen selbstverwaltete Lightning-Wallets keine Lightning-Adressen. Das liegt daran, dass eine Lightning-Adresse immer mit dem Internet verbunden sein muss, um eingehende Zahlungen jederzeit entgegennehmen zu können.
Da das Smartphone jedoch nicht immer mit dem Internet verbunden ist und die Lightning-Wallet-App nicht ständig aktiviert ist, würden diese Lightning Zahlungen nicht zugestellt und die Zahlung würde fehlschlagen.
Als empfehlenswerte selbstverwaltete Lightning Wallet kann die Phoenix Wallet, die Zeus Wallet oder die Breez Wallet genannt werden.
Eine Gegenüberstellung der verschiedenen Bitcoin Lightning Wallets seht ihr hier eingeblendet.
Gegenüberstellung von Selbstverwaltet bzw. Fremdverwalteten Lightning Wallets
Fremdverwaltete Lightning Wallets für Einsteiger
- Besonders Nutzerfreundlich
- Sofort einsetzbar
- Eigene Lightning Adresse
- Perfekt für Einsteiger geeignet
Selbstverwaltete Lightning Wallets für Fortgeschrittene
- Volle Kontrolle über sein Bitcoin Guthaben
- Wartezeit vor der ersten Nutzung
- Keine Lightning Adresse
- Für erfahrene Lightning Wallet Nutzer geeignet
KYC und Anonymität
Ein besonderer Vorteil der eigenverwalteten Lightning Wallet ist, dass keine Registrierung oder Anmeldung erforderlich ist. Die Lightning Wallet kann anonym genutzt werden und über den Seed hat man jederzeit die volle Kontrolle über sein Bitcoin-Guthaben. Das gilt auch, wenn man sein Smartphone wechselt oder verliert oder der Wallet-Anbieter nicht mehr verfügbar sein sollte.
Bei fremdverwalteten Lightning-Wallets ist eine Anmeldung und Registrierung erforderlich, um sich im Falle eines Wechsels oder Verlusts des Smartphones identifizieren zu können und vom Wallet-Anbieter wieder Zugang zu seinem Bitcoin-Guthaben zu erhalten.
Während man sich bei der Wallet of Satoshi optional per E-Mail registrieren kann, ist bei der Breez Wallet die Hinterlegung einer E-Mail-Adresse oder Handynummer erforderlich. Bei der Strike Wallet ist sogar ein vollständiger KYC-Prozess notwendig.
Wie bereits gesagt, entfällt dieser KYC Prozess bei selbstverwalteten Lightning Wallets.
Gesetzliche Vorgaben (MiCAR & TFR)
Der Gesetzgeber in den USA und Europa verlangt mittlerweile, dass bei fremdverwalteten Lightning Wallet die Identität des Wallet Eigentümers festgestellt werden muss. Dies hat dazu geführt, dass Bitcoin Wallets von wallet of Satoshi oder Breez sich aus den amerikanischen App Stores verabschiedet haben.
In Europa wurde mit MiCAR ein rechtlicher Rahmen gesetzt, wie mit der Verwahrung von Bitcoin Guthaben umgegangen werden soll.
In der MiCAR spricht man von „Hosted Wallets”, wenn es um „Custodial” bzw. fremdverwahrte Wallets geht, und von „Unhosted Wallets”, wenn es um „Self-Custody” bzw. selbstverwaltete Wallets geht.
Der Gesetzgeber möchte, so wie bei einer Banküberweisung auch, Kentniss davon haben, wem welche Wallet gehört und an wenn Bitcoin Zahlungen vorgenommen werden.
Ergänzend zur MiCAR gibt es die sogenannte „Transfer of Funds Regulation“ (TFR) die vorschreibt, dass bei einer Zahlung von einem „hosted wallet“ an ein „unhosted wallet“ eine Identifizierung des Inhabers des „unhosted wallet“ erforderlich ist, wenn die Zahlung den Gegenwert von 1.000 Euro übersteigt.
Bei einer Zahlung von einer fremdverwalteten Lightning-Wallet an eine selbstverwaltete Lightning-Wallet muss bei einem Betrag über 1.000 Euro die Identität des Besitzers der selbstverwalteten (unhosted) Bitcoin-Wallet vom Betreiber der fremdverwalteten (hosted) Wallet in Erfahrung gebracht und gespeichert werden.
Bei einer Bitcoin-Zahlung von einer fremdverwalteten Bitcoin-Wallet an eine andere fremdverwaltete Bitcoin-Wallet muss ohne Mindestschwelle der Name, die Wallet-Adresse, die Adresse und das Geburtsdatum von einem Wallet-Anbieter an den anderen Wallet-Anbieter übertragen werden. Dieser muss die Daten prüfen und speichern.
Bei einer Zahlung von einer selbst verwalteten Bitcoin-Wallet an eine andere selbst verwaltete Bitcoin-Wallet ist dies weder erforderlich noch umsetzbar.
Anbieter von fremdverwalteten Lightning Wallets sehen sich daher gezwungen, entweder eine Überwachung durchzuführen, die Daten zu prüfen und zu speichern oder ihre Wallet auf eine selbstverwaltete Bitcoin-Wallet umzustellen.
Aktuelle Entwicklung bei Selbstverwalteten Bitcoin Lightning Wallets
Diese gesetzlichen Vorgaben zwingen Anbieter von fremdverwalteten Bitcoin lightning Wallets dazu, auf selbstverwaltete Bitcoin Lightning Wallets umzustellen, um die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen und weiterhin in den App Stores verfügbar zu bleiben.
Die beliebteste Lightning Wallet ist die fremdverwaltete Wallet of Satoshi. Die Wallet of Satoshi ist gerade dabei auf eine selbstverwaltete Lightning Wallet umzustellen. Ähnliche Entwicklungen sind von anderen fremdverwalteten Lightning Wallets geplant.
Die ursprünglichen Nachteile von selbstverwalteten Lightning Wallets, lassen sich mittlerweile durch neueste technische Entwicklungen beheben, wie es die Misty Breez Wallet vormacht.
Bei der Misty Breez Wallet handelt es sich um eine selbstverwaltete Lightning Wallet.
Eine Anmeldung oder Registrierung ist nicht erforderlich, sodass die Misty Breez Wallet komplett anonym genutzt werden kann. Die Wallet ist sofort einsetzbar, d. h. nach wenigen Sekunden. Es ist nicht notwendig, Kanäle zu eröffnen oder auf eine Bestätigung von bis zu einer Stunde auf der Bitcoin-Blockchain zu warten. Man erhält einen eigenen Seed und behält somit die volle Kontrolle über sein Bitcoin-Guthaben. Zusätzlich erhält man eine eigene Lightning-Adresse, um jederzeit Lightning-Zahlungen darüber zu empfangen.
Fazit & Zusammenfassung
Die Entwicklung geht immer mehr in Richtung Selbstverwaltung des eigenen Bitcoin-Guthabens. Bei seinem Onchain-Guthaben, also dem Bitcoin-Guthaben, das man spart, ist dies bereits selbstverständlich.
Anfangs war es bei Lightning Wallets, die zum Bezahlen genutzt werden, üblich, fremdverwaltete Lightning Wallets zu verwenden. Diese waren nutzerfreundlicher und dienten gerade Einsteigern als gute Lösung.
Durch technischen Fortschritt und rechtliche Vorgaben entwickeln sich Lightning-Wallets zu selbstverwalteten Wallets. So können Bitcoin-Nutzer für ihre gesparten Bitcoin, die sie zum Bezahlen nutzen, jederzeit die volle Kontrolle über ihre Bitcoin behalten.
Dies entspricht der ursprünglichen Bitcoin-Idee, dass niemand außer dir selbst Zugriff auf dein Bitcoin-Guthaben besitzt.