Was ist der Mempool?
Was ist der Mempool und was sollten Händler darüber wissen?
Da wir uns bei Coincharge damit beschäftigen, wie man Bitcoin und Lightning Zahlungen in seinem Ladengeschäft oder Onlineshop akzeptieren kann, werden wir das Thema „Was ist der Mempool“ aus der Sicht eines Händlers betrachten, der Bitcoin Zahlungen akzeptiert.
Aber auch für diejenigen, die mit Bitcoin bezahlen, hält dieses Artikel einige interessante Informationen bereit.
Mempool ist wieder in aller Munde, da die Gebühren für eine Bitcoin Transaktion stark gestiegen sind und die Dauer einer Bitcoin Zahlung sehr lange dauern kann.
Wir bekommen in letzter Zeit oft die Frage von unseren Kunden: „Mein Kunde hat mit Bitcoin bezahlt, aber die Bitcoins sind noch nicht auf meiner Wallet gutgeschrieben. Kann ich die Ware ausliefern, kommen die Bitcoins noch oder was kann ich tun?
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit den folgenden Themen:
- Was ist der Mempool und wie funktioniert er?
- Wie werden Bitcoin Transaktionsgebühren berechnet?
- Wie kann ich eine Transaktion im Mempool finden?
- Wie lange verbleibt eine Zahlung im Mempool?
- Wie reagiere ich als Händler, wenn die Zahlung eines Kunden im Mempool „feststeckt“?
- Was ist der Unterschied zwischen „Zahlung ausgeführt“ und „Zahlung gutgeschrieben“?
- Wann stelle ich dem Kunden die Ware oder Dienstleistung zur Verfügung? Nach der Zahlung oder nach der Gutschrift?
- Wie kann ich eine Zahlung nachträglich beschleunigen?
- Wie können Betrüger eine Zahlung nachträglich manipulieren?
Zu dem Beitrag: „Was ist der Mempool und was sollen Händler darüber wissen“ wurde auf dem YouTube Kanal von Coincharge & Coinpages das folgende deutschsprachige Video veröffentlicht:
Phasen einer Bitcoin Zahlung
Jede Bitcoin-Zahlung kann in zwei Phasen unterteilt werden.
Die erste Phase findet statt, wenn eine Bitcoin-Transaktion vom Zahler durchgeführt wird. Zahlt zum Beispiel ein Kunde mit Bitcoin, wird diese Zahlung zunächst im sogenannten Mempool angezeigt.
In der zweiten Phase erfolgt die Gutschrift des Bitcoin Betrages in der Bitcoin Wallet und zwar dann, wenn die Bitcoin Zahlung auf der Blockchain bestätigt wurde.
Was ist der Mempool?
Der Begriff Mempool ist die Kurzform von Memory Pool und ist quasi der Warteraum für Bitcoin-Transaktionen.
Im Mempool warten Bitcoin Transaktionen darauf, auf der Bitcoin Blockchain bestätigt zu werden.
Ein Händler, der Bitcoin Zahlungen akzeptiert, kann im Mempool sehen, ob ein Zahler seine Bitcoin Zahlung getätigt hat. Wurde diese Bitcoin Zahlung auf der Bitcoin Blockchain bestätigt, dann wurde die Bitcoin Zahlung endgültig der eigenen Bitcoin Wallet des Händlers gutgeschrieben.
Doch was genau passiert in dieser ersten Phase, wenn eine Bitcoin Zahlung vom Kunden ausgeführt wurde und sich in dieser Wallet befindet?
Mempool – Der Warteraum einer Bitcoin Zahlung
Man kann sich das wie in einem Warteraum an einem Busbahnhof vorstellen, wo die Fahrgäste auf einen Platz in einem der nächsten Busse warten. Das ist auf der Website von TXstreet sehr schön dargestellt.
Die Plätze in einem Bus sind begrenzt und wer mitfahren will, muss einen Platz kaufen. Dieser Platz wird nicht zu einem festen Preis vergeben, sondern muss quasi ersteigert werden.
Der Preis richtet sich nicht nach der Höhe der Überweisung, sondern nach der Größe der Datei. Das wäre so, als würde eine sehr dicke Person mehr für einen Sitzplatz im Bus bezahlen als eine kleine, schmale Person, die wenig Platz im Bus einnimmt.
Die Größe der Datei wird in Sats pro VByte berechnet. Die durchschnittliche Dateigröße liegt bei 225 Bytes und bei einer Segwit Zahlung bei 140 bytes. Eine Bitcoin Segwit Adresse beginnt mit einer 3 bzw. bc1 und ist günstiger, weil kleinere Datei.
Wer bereit ist, mehr zu bezahlen, bekommt einen Platz ganz vorne in der Warteschlange, wer Zeit hat und etwas warten kann, wird weiter hinten in der Warteschlange platziert und muss entsprechend weniger bezahlen.
Etwa alle 10 Minuten wird ein Block bestätigt bzw. fährt ein Bus ab und die Platzvergabe beginnt von neuem.
Wie finde ich eine Transaktion im Mempool?
Auf der Webseite mempool.space ist der Mempool mit allen relevanten Informationen sehr übersichtlich dargestellt.
Auf der rechten Seite sehen wir in blau die Blöcke, die bereits auf der Blockchain bestätigt wurden.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme ist der letzte bestätigte Block 793582. In diesem Block wurden 2.377 Transaktionen durchgeführt und durchschnittlich 41 Sat pro vByte bezahlt, um einen Platz in diesem Block zu erhalten.
Im linken Bereich, der gelb dargestellt ist, sehen wir die Transaktionen, die sich im Mempool befinden. Sie warten auf ihre Bestätigung.
Im nächsten Block, auf den gewartet wird, befinden sich derzeit 3.655 Transaktionen und es wurden durchschnittlich 21 Sat pro VByte bezahlt, um einen Platz in diesem Block zu erhalten.
Darunter sehen wir die Gebühren, die je nach Dringlichkeit oder Priorität der Bitcoin-Transaktion bezahlt werden müssen.
Wem es egal ist, wann die Bitcoin-Transaktion ausgeführt wird, der zahlt den Betrag für Keine Priorität (8 Sat/vB).
Wer seine Bitcoin-Transaktion im Laufe des Tages bestätigt haben möchte, wählt den Betrag für niedrige Priorität (19 Sat/vB) und wer sie innerhalb der nächsten Stunde bestätigt haben möchte, wählt den Betrag für mittlere Priorität (21 Sat/vB).
Wer es besonders eilig hat und unbedingt im nächsten Block dabei sein will, wählt die höchste Priorität mit derzeit 22 Sats pro vByte.
Anzahl der Bitcoin Transaktionen im Mempool
In der Zeile darunter sehen wir den Hinweis, dass Transaktionen, die weniger als 5,42 pro vByte bezahlen wollen, aussortiert werden. Diese Transaktionen finden keinen Platz im Mempool.
Derzeit befinden sich 314.137 Transaktionen im Mempool und warten darauf, auf der Bitcoin-Blockchain bestätigt zu werden.
An dieser Stelle muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es nicht den einen Mempool gibt.
Jeder Bitcoin Node hat seinen eigenen Mempool und jede Bitcoin Transaktion wird an jeden Bitcoin Node weitergeleitet und in den entsprechenden Mempool eingetragen.
Jeder Mempool, oder um bei der Analogie zu unserem Busbahnhof zu bleiben, hat unterschiedlich große Warteräume.
Der Warteraum des Bitcoin Nodes bei mempool.space ist jedoch schon sehr groß und gibt einen guten Eindruck davon, wie viele Transaktionen noch auf ihre Verarbeitung warten.
Siehe https://mempool.space/de/ für die aktuellen Gebühren, die zum Zeitpunkt der Lektüre dieses Artikels gezahlt werden müssen.
Bitcoin Transaktionsgebühr – Kosten einer Bitcoin Zahlung
Bei einer Bitcoin-Transaktion legt der Sender, also der Zahler, die Transaktionsgebühr fest. Damit bestimmt der Zahler auch, wie lange es dauert, bis die Bitcoin-Transaktion beim Empfänger eintrifft.
Wir wollen eine Bitcoin-Transaktion aus Sicht des Zahlers durchführen und verwenden dazu die BlueWallet.
Wir sehen hier den QR-Code einer Bitcoin-Adresse und scannen diesen mit unserer BlueWallet ein. Wie bei jeder Bitcoin Wallet wird auch bei der BlueWallet eine Gebühr angezeigt, die vom Nutzer geändert werden kann.
Mit einem Klick darauf hat der Nutzer die Möglichkeit, zwischen den drei soeben vorgestellten Prioritätsstufen zu wählen.
Er kann aber auch eine eigene Gebühr eingeben.
Die Empfehlung in der BlueWallet ist, wie bei fast allen Bitcoin Wallets, eine Gebühr für den nächsten Block. In unserem Beispiel schlägt die BlueWallet 11 sat/vByte vor. Wenn wir nun aber einen Blick auf Mempool.space werfen, sehen wir, welche Gebühren für den nächsten Block vorgeschlagen werden.
Wenn eine schnelle Gebühr 11 Sats pro Byte kostet, multiplizieren wir diesen Wert mit 140, da eine durchschnittliche Bitcoin-Segwit-Zahlung ungefähr 140 Byte groß ist. Wir kommen dann auf 1.540 Sats. Bei einem aktuellen Bitcoin-Kurs von ca. 30.000,- € sind das dann ca. 0,69 € an Gebühren, die für eine Bitcoin-Zahlung bei einer sehr schnellen Übertragung gezahlt werden müssen.
Als Zahler empfiehlt es sich, immer einen Blick auf die aktuellen Gebühren zu werfen.
Beim Bezahlen in einem Geschäft oder Onlineshop sollte man als Zahler schon eine hohe oder zumindest mittlere Gebühr bezahlen.
Im Bereich Benutzerdefiniert können wir als Zahler auch einen individuellen Wert eintragen.
Warum, werden wir später sehen, wenn wir uns die Sichtweise des Händlers genauer ansehen.
Eine Transaktion im Mempool finden
Nach Abschluss der Transaktion erhalten wir eine Transaktions-ID. In unserem Beispiel: 9e570c59ce1c011f03dbe1b5f9469c780ff836cf7ae7b341f23d623800c8965d
Über diese Transaktions-ID erhalten wir alle Informationen zu der entsprechenden Transaktion, die wir uns nun bei mempool.space genauer ansehen.
Wenn wir die Transaktions-ID oben in der Suche eingeben, sehen wir, dass diese Transaktion noch im Mempool ist.
Die Gebühren, die wir insgesamt bezahlt haben. Wir haben 5,75 Sats pro Vbyte bezahlt. Aufgrund der Größe der Datei hat uns diese Zahlung 1.014 Sats oder $ 0,31 gekostet.
Es wird voraussichtlich mehrere Stunden dauern, bis diese Zahlung auf der Bitcoin-Blockchain bestätigt wird.
Wir sehen auch, dass unter Features der Punkt RBF durchgestrichen ist. RBF steht für Refund by fees und ist bei dieser Transaktion nicht möglich. Dazu später mehr.
Auch wir als Händler erhalten diese Transaktions-ID und können die gleichen Informationen abrufen. So erfahren wir, wie hoch die Gebühr war, die unser Kunde bezahlt hat, und wie lange es dauert, bis die Zahlung bestätigt wird.
Diese Information ist sehr hilfreich, wenn wir entscheiden, ob wir dem Kunden die Ware aushändigen, oder ob wir bei einer Internetbestellung die Ware versenden oder noch etwas warten.
Ist absehbar, dass die Zahlung im Laufe des Tages bestätigt wird, kann von einem normalen Ablauf ausgegangen werden. Ist der Zahler sehr sparsam oder hat er einen so geringen Betrag gewählt, dass er möglicherweise zurückgebucht werden kann, sollte man genauer hinschauen und überlegen, ob man mit dem Versand der Ware noch etwas wartet.
Bitcoin Store Settings beim BTCPay Server
Wir haben gesehen, dass der Endkunde, also der Zahler, die Kosten einer Bitcoin-Zahlung trägt. Als Händler und Empfänger der Bitcoin-Zahlung sind wir daran interessiert, dass die Transaktion schnell auf der Blockchain bestätigt wird.
Idealerweise bereits im nächsten Block.
Im Folgenden soll kurz auf die Einstellungen eingegangen werden, die man als Händler an einem BTCPay-Server vornehmen kann.
Diese Einstellungsmöglichkeiten werden in gleicher oder ähnlicher Form auch von anderen Bitcoin-Zahlungsdienstleistern angeboten. Es ist aber auch für Zahler sehr interessant und liefert die Antwort, warum man beim Bezahlen mit Bitcoin bei einem Händler nicht zu knauserig sein sollte.
Auf dem BTCPay Server gibt es im Bereich Bitcoin Wallet Settings den Bereich Payment.
Hier kann der Händler festlegen, wann eine Bitcoin Zahlung als ungültig betrachtet wird. Wenn eine Bitcoin Zahlung im Mempool ist, aber nicht innerhalb von 24 Stunden, d.h. 1440 Minuten auf der Blockchain bestätigt wird, wird diese Zahlung als ungültig angesehen. Der Händler kann diese Zahlung dann später manuell validieren oder eine Rückerstattung vornehmen.
Warum ist dies auf 24 Stunden begrenzt? Wenn ein Endkunde ein Produkt für z.B. 50,- € kauft, dann wird dieser Kaufbetrag auf Basis des aktuellen Bitcoin-Kurses umgerechnet und der Kunde muss einen bestimmten Betrag in Bitcoins senden. Der Händler garantiert dem Kunden also diesen Umrechnungskurs für 24 Stunden. Zwar liegt die durchschnittliche Volatilität des Bitcoin-Kurses unter 2% pro Tag, dennoch sollten die Bitcoins spätestens nach 24 Stunden auf dem Wallet des Händlers gutgeschrieben sein.
Dann haben wir die Einstellungsmöglichkeit, wann eine Bitcoin Zahlung als gutgeschrieben bzw. abgerechnet (engl. settled) gilt. Also wann die Bitcoin Zahlung auf der Blockchain bestätigt wurde. Hier ist die Einstellung auf 1 Bestätigung gesetzt. Man kann aber auch eine andere Anzahl von Bestätigungen einstellen. Entweder mehrere Bestätigungen, was für hochpreisige Produkte empfohlen wird.
Man kann aber auch die Einstellung LS unbestätigt wählen. In diesem Fall würde die Zahlung bereits als abgeschlossen gelten, sobald sie im Mempool angezeigt wird, aber noch nicht auf der Blockchain bestätigt wurde. Diese Einstellung ist bei kleinen Beträgen oder digitalen Gütern sinnvoll.
Dann gibt es noch eine interessante Option, nämlich die Empfehlung, die man seinen Kunden für die Höhe der Gebühren geben möchte. Hier ist die Einstellung für einen Block. Das bedeutet, dass dem Kunden die Gebühr als Empfehlung für den nächsten Block angezeigt wird.
Bitcoin Zahlung ausgeführt vs. Bitcoin Zahlung gutgeschrieben
Wir haben gerade gelernt, dass wir im Mempool sehen, wenn eine Bitcoin-Zahlung ausgeführt wurde. Wenn die Bitcoin Transaktion auf der Blockchain bestätigt wurde, dann werden die Bitcoins sozusagen auf unserer Bitcoin Wallet gutgeschrieben.
Wir haben also zwei Zustände:
- Mempool – Der Kunde hat bezahlt, die Bitcoin Zahlung wurde ausgeführt.
- Blockchain – Die Bitcoin-Zahlung wurde der Wallet des Händlers gutgeschrieben.
Wer als Händler bereits Kartenzahlungen in seinem Geschäft oder PayPal-Zahlungen oder Banküberweisungen im Internet akzeptiert, weiß, dass es eine zeitliche Verzögerung zwischen der Zahlung des Kunden und der endgültigen Gutschrift auf dem eigenen Bankkonto gibt.
Bei einer Banküberweisung muss man mindestens einen Bankarbeitstag warten, bis der Überweisungsbetrag auf dem eigenen Bankkonto gutgeschrieben wird. Bei einer Zahlung per Kreditkarte oder PayPal erhält man als Händler den Betrag nach einer Woche gutgeschrieben. Nur bei einer Barzahlung erhält man als Händler das Geld sofort und garantiert gutgeschrieben.
Auch bei einer Bitcoin-Zahlung gibt es eine zeitliche Verzögerung zwischen der Zahlung des Kunden und der endgültigen Gutschrift auf der eigenen Bitcoin-Wallet.
Wie lange es dauert, bis der vom Kunden gezahlte Betrag endgültig auf der eigenen Bitcoin Wallet gutgeschrieben wird, hängt davon ab, was der Kunde bereit war, als Transaktionsgebühr zu zahlen.
Nun stellt sich die Frage, wann wir dem Kunden die gekaufte Ware oder Dienstleistung zur Verfügung stellen?
Sobald der Kunde bezahlt hat und die Transaktion im Mempool sichtbar ist, oder erst wenn die Zahlung auf unserer Bitcoin Wallet gutgeschrieben wurde, d.h. wenn die Bitcoin-Zahlung auf der Blockchain bestätigt wurde.
Bitcoin Bezahlung vor Ort für einen Kaffee
Du betreibst einen Coffeeshop und ein Kunde möchte seinen Kaffee schnell mit Bitcoin bezahlen. Gibst du dem Kunden den Kaffee, sobald die Zahlung im Mempool sichtbar ist oder erst nach Bestätigung auf der Blockchain?
Bei kleineren Beträgen empfiehlt es sich, dem Kunden den Kaffee zu geben, sobald die Zahlung erfolgt ist, d.h. sich im Mempool befindet.
Die entsprechende Bitcoin-Zahlung ist aber noch nicht in unserer Bitcoin-Wallet. Dies kann einige Zeit dauern und hängt davon ab, wie viele Gebühren der Kunde bezahlt hat. Als Händler kennen wir auch die Transaktions-ID und können nachschauen, wann mit dem Zahlungseingang zu rechnen ist.
Als Betreiber eines Cafés und bei kleineren Beträgen können wir eine gewisse Wartezeit bis zur endgültigen Gutschrift auf unserer Bitcoin Wallet verschmerzen.
Wir können die Einstellungen so wählen, dass wir dem Kunden den Kaffee aushändigen, sobald die Transaktion im Mempool sichtbar ist und die Gebühr mindestens so hoch ist, dass die Transaktion innerhalb der nächsten 1440 Minuten, also 24 Stunden, bestätigt wird.
Bitcoin Bezahlung vor Ort für Luxusartikel
Wenn wir aber z.B. ein Juwelier sind und hochpreisige Produkte verkaufen, müssen wir auf jeden Fall so lange warten, bis die Zahlung auf der Blockchain bestätigt, d.h. auf unserer Bitcoin Wallet gutgeschrieben wurde.
Hier sollte mindestens eine Bestätigung abgewartet werden.
In diesem Fall sollten wir den Kunden darauf hinweisen, dass die empfohlene schnelle Gebühr bezahlt wird und die Wartezeit maximal 10 Minuten beträgt.
Die Zeit kann der Juwelier bestimmt auch problemlos überbrücken, während er das Schmuckstück verpackt.
Bitcoin Bezahlung im Internet für physische Güter
Eine vergleichbare Situation ergibt sich für einen Online-Händler, der physische Waren per Post versendet.
Nachdem der Kunde bezahlt hat und die Bitcoin-Zahlung im Mempool angezeigt wird, wird der Kunde darüber informiert, dass die Bitcoin-Zahlung erfolgreich war.
Wenn ich als Händler über den Eingang der Bestellung informiert werde, kann ich die bestellte Ware bereits zusammenstellen und versandfertig machen.
Ich versende die Ware dann erst, wenn mindestens eine Bestätigung auf der Blockchain erfolgt ist.
Bitcoin Bezahlung im Internet für digitale Güter
Bei digitalen Gütern erfolgt die Lieferung der Ware direkt über das Internet. Wenn ein Kunde einen Zeitungsartikel oder ein Video kauft, wird er nicht lange warten wollen, bis er den Artikel lesen kann.
Hier empfiehlt es sich, dem Kunden die bestellten Produkte sofort zur Verfügung zu stellen, sobald die Transaktion im Mempool angezeigt wird.
Der Schaden im Falle eines Betrugs ist vielleicht noch verkraftbar, da es sich um leicht reproduzierbare digitale Güter handelt.
Bei höherpreisigen digitalen Gütern wie Softwareschlüsseln oder Mitgliedschaften sollte überlegt werden, wie im Idealfall vorzugehen ist. Gegebenenfalls kann der Zugang auch nachträglich gesperrt werden.
Aus Sicht des Kundennutzens sollte eine sofortige Auslieferung der digitalen Güter erfolgen.
Risiken für Betrug bei Bitcoin Bezahlung
Eine Zahlung ist für den Händler immer erst dann sicher und garantiert, wenn die Zahlung endgültig gutgeschrieben wurde.
Bei einer Banküberweisung ist die Zahlung erst dann abgeschlossen, wenn die Gutschrift auf dem Bankkonto des Händlers erfolgt ist.
Also nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem der Kunde die Überweisung bei seiner Bank getätigt hat.
Zwischen dem Zeitpunkt der Überweisung durch den Kunden und der Gutschrift beim Händler liegt ein Bankarbeitstag.
Auch bei einer Zahlung per Kreditkarte oder PayPal erhält der Händler zwar die Information, dass der Kunde bezahlt hat, die Gutschrift erfolgt aber erst einige Tage später.
Nur bei einer Barzahlung erhält der Händler das Geld sofort und die Zahlung und Gutschrift erfolgt sofort.
Bei Zahlungen per Banküberweisung, Kreditkarte oder PayPal besteht das Risiko, dass eine Zahlung durch den Kunden abgebrochen wird. Diese Zahlungen sind nie sicher und garantiert und es besteht immer das Risiko eines Zahlungsabbruchs oder einer Rückbuchung.
Dennoch liefert jeder Händler die Ware an seine Kunden, sobald er die Information erhält, dass die Zahlung durch den Kunden erfolgt ist.
Eine Zahlung mit Bitcoin ist für den Händler wesentlich sicherer als eine Zahlung mit Kreditkarte oder PayPal.
Sobald eine Bestätigung vorliegt, ist die Zahlung sicher und garantiert und es kann keine Rückbuchung mehr geben.
Bei einer Bitcoin-Zahlung besteht nur ein geringes Risiko, solange sich die Zahlung noch im Wallet befindet.
Wie bei Kreditkarte und PayPal sollte ein Händler dem Kunden die Leistung zur Verfügung stellen, sobald der Kunde bezahlt hat, auch wenn die Gutschrift noch nicht endgültig erfolgt ist.
Doch welche Risiken entstehen für uns als Händler, wenn wir die Leistung bereits erbringen, obwohl die Zahlung im Mempool erscheint und noch nicht auf unserem Wallet gutgeschrieben wurde?
Übergibt man die Ware bereits an den Kunden, nachdem die Bitcoin-Transaktion im Mempool angezeigt, aber noch nicht bestätigt wurde, läuft man als Händler Gefahr, betrogen zu werden.
Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, aber nicht null und sollte daher im Auge behalten werden.
Ein Kunde könnte die Transaktionsgebühr absichtlich so niedrig wählen, dass die Transaktion sehr lange im Mempool bleibt und vielleicht sogar irgendwann aus dem Mempool gelöscht wird.
Wie wir überprüfen können, ob genug Gebühren bezahlt wurden, haben wir in diesem Video ja bereits erklärt.
Es sollte daher darauf geachtet werden, dass die vom Zahler gezahlte Gebühr mindestens dem Status ohne Priorität entspricht.
Sie sollte aber auf keinen Fall unter dem Mindestwert für eine Löschung liegen.
In der Regel sind Bitcoin-Wallets jedoch so konfiguriert, dass eine Zahlung in diesem Fall nicht ausgeführt werden kann.
Replace by Fee (kurz RBF)
Standardmäßig wird eine Bitcoin-Transaktion, die länger als 14 Tage im Mempoool verbleibt, gelöscht. Das muss aber nicht sein. Solange die Transaktion gültig ist, kann diese Transaktion immer wieder in den Mempool aufgenommen werden und unbegrenzt im Mempool hängen.
Replace by Fee ist eine Möglichkeit, eine Bitcoin-Transaktion nachträglich zu beschleunigen.
Dies macht Sinn, wenn der Zahler zu wenig bezahlt hat, die Transaktion zu lange dauert und die Zahlung RBF erlaubt.
Ob RBF erlaubt wird, kann auch bei Mempool.Space bei der Detailansicht zu der Transaktion abgelesen werden.
Mit RBF kann nachträglich die Transaktionsgebühr erhöht werde, um einen vorderen Platz auf der Warteliste zu erhalten.
Dieses Replace by Fee kann nur vom Zahler, nicht aber vom Zahlungsempfänger durchgeführt werden. Darüber hinaus unterstützen nicht alle Bitcoin-Wallets Replace by Fee. Wie wir oben gesehen haben, unterstützt die Zahlung mit Bitcoins über die BlueWallet kein Replace by Fee und wir können die Zahlung nicht nachträglich beschleunigen.
Wer nachträglich eine Bitcoin Zahlung per Replace by Fee beschleunigen möchte, der kann dies mit Hilfe der Sparrow Wallet machen.
Leider bietet Replace by Fee auch eine Möglichkeit für Betrug durch den Zahler. Denn wenn ein Replace by Fee durchgeführt wird, kann der Zahler auch die Bitcoin-Adresse ändern, an die die Bitcoin-Zahlung gehen soll. Ein Betrüger könnte dann seine eigene Bitcoin-Adresse hinterlegen und die Zahlung auf sich umleiten.
Bei kleineren Beträgen ist nicht davon auszugehen, dass ein Betrüger diesen Aufwand betreibt. Im Interesse der vielen ehrlichen Kundinnen und Kunden empfiehlt es sich, bei kleineren Beträgen dem Kunden die entsprechende Ware oder Dienstleistung zu übergeben.
Wie bereits erläutert, ist es auch jederzeit möglich, die Transaktion selbst einzusehen und festzustellen, ob die Gebühr ausreichend hoch ist und eventuell auch, ob Replace by Fee von der entsprechenden Wallet nicht unterstützt wird.
Child Pays for Parent (CPFP)
Der Vollständigkeit halber sei hier noch Child Pays for Parent (CPFP) erwähnt. Hier zahlt eine nachfolgende Transaktion (das Kind) die Gebühr für eine vorangegangene Transaktion (die Eltern).
Hier besteht für den Zahlungsempfänger die Möglichkeit, eine Zahlung zu beschleunigen.
Der Zahlungsempfänger erstellt eine komplett neue Transaktion, in der er die Bitcoins aus der alten Transaktion wieder ausgibt. Die Gebühren für diese zweite Transaktion sind so hoch, dass ein Miner diese Transaktion zusammen mit der vorherigen Transaktion aufnimmt und verarbeitet.
So wird die ursprüngliche Transaktion durch die neue Transaktion quersubventioniert.
Zusammenfassung: Was ist der Mempool?
Wir haben erfahren, dass Bitcoin-Zahlungen im Mempool angezeigt werden und als Händler erfahren, dass die Zahlung ausgeführt wurde. Der Betrag wurde aber noch nicht in unserem Wallet gutgeschrieben.
Die zentrale Frage ist, ob man die bezahlte Leistung bereits an den Kunden aushändigt und das Risiko eingeht, länger warten zu müssen, bis der Betrag gutgeschrieben wird.
Es besteht ein minimales Restrisiko, dass ein Kunde in betrügerischer Absicht eine Bitcoin-Zahlung abbricht, bevor die Bitcoin-Zahlung auf der Blockchain bestätigt wurde.
Bei kleinen Beträgen von vielleicht unter €10,- (Microzahlungen) kann man dem Kunden die Produkte und Leistungen bereits zur Verfügung stellen, sobald die Transaktion im Mempool angezeigt wird. Bei kleinen Beträgen sollte man als Händler den Kundenservice höher bewerten als das Risiko eines Zahlungsabbruchs und dem Kunden die gekaufte Leistung zur Verfügung stellen.
Bei mittleren Beträgen sollte man selbst einen Blick auf die Transaktion werfen und prüfen, ob die vom Kunden bezahlten Gebühren auf einen baldigen Zahlungseingang schließen lassen.
Bei höheren Beträgen oder beim Verkauf über das Internet sollte man die Ware erst aushändigen oder versenden, wenn die Bitcoin-Zahlung auf der Blockchain bestätigt wurde.
Wer sich unsicher ist, wie er sich verhalten soll, kann sich gerne an uns wenden und wir werden die individuelle Situation prüfen und eine Empfehlung aussprechen, wie man als Händler vorgehen kann.
Wem das Risiko eines Zahlungsausfalls auch bei kleinen und mittleren Beträgen zu hoch erscheint, dem empfehlen wir die Akzeptanz von Bitcoin-Zahlungen über das Lightning Netzwerk.
Bei Lightning Zahlungen erfolgt die Information über die erfolgreiche Zahlung durch den Kunden immer zeitgleich mit der Gutschrift auf dem Lightning Wallet. Bei einer Lightning Zahlung besteht für den Händler kein Chargeback-Risiko.